Mood-Stipendium
ERFAHRUNGSBERICHTE
Berichte von bisherigen Gewinnern



















































Indien 2001 - Arne, Jan & Peter


Im Jahr 2000 haben wir, Peter, Jan und Arne am Wettbewerb "Brücke nach Asien"
des OAV teilgenommen und gewonnen. Im März/April 2001 fand unsere
vierwöchige Reise nach Indien statt. Wir wurden begleitet von Herrn und Frau
Vollers und deren Enkel. Hiermit versuche ich in diesem kurzen Rahmen unsere
unzähligen Eindrücke während dieser großartigen Reise zu schildern.


Kalkutta
Die erste Etappe unserer Reise führte uns nach Kalkutta. Schon bei der
nächtlichen Fahrt vom Flughafen zu unserem Hotel war ich das erste Mal
überwältigt. Auf den Bürgersteigen lagen in Reihen nebeneinander Menschen
und schliefen.
Am nächsten Tag sah ich das Ausmaß dieser enormen Stadt das erste Mal bei
Tageslicht. Man sagt, es lebten hier tagsüber ca. 30 Millionen Menschen.
So sieht es auch aus und hört es sich auch an. überall ist was los,
Autos hupen, Menschen unterhalten sich auf der Straße, Händler bieten
lauthals Ware an und Kinder spielen schreiend in Hinterhöfen. Alles ist
sehr bunt, denn die Sarees der Frauen und viele Obst- und Gemüsestände in
Marktnähe dominieren das Straßenbild. Den "Central Market" haben wir
natürlich auch besucht und ich habe nach langem Handeln, das gehört hier
unbedingt dazu, eine Elefantengruppe erstanden. So ein indischer Markt ist
auf jeden Fall ein Erlebnis, und wir sind immer wieder gerne hingegangen,
nachdem wir uns ein wenig an das noch geschäftigere Treiben in den
Markthallen gewöhnt hatten.


Stadtrundfahrt
Wir haben uns auch klassische Sehenswürdigkeiten angesehen, wie das Queen
Viktoria Memorial, viele Tempel, die Regierungsbauten aus den Zeiten der
Engländer und wir sind über die neue Hoogli Bridge gefahren, eine
Stahlkonstruktion, auf die die Inder sehr stolz sind. Sie nennen sie Indian
Golden Gate Bridge.
Einen weiteren bleibenden Eindruck hat der Besuch des "Mother House"
von Mutter Theresa bei mir hinterlassen. Es ist in einem, wie wir es
nennen, Elendsviertel, gelegen und in der Tat waren die Bretterhütten sehr
primitiv. überraschend war jedoch, wie aus diesen "Behausungen" lachende
Kinder mit gebügelten weißen Hemden und Schulranzen auf dem Rücken
hervorkamen, uns anlächelten und zuwinkten. Trotz einer so schwierigen
Lage einen solchen Optimismus auszustrahlen, hat mich tief beeindruckt.
Diese Erscheinung begegnete uns nicht nur hier, sondern überall auf der
gesamten Reise und ist einer der Hauptgründe für meine nach wie vor
anhaltende Faszination für dieses Land.


Auf zur ältesten Stadt der Welt
Nach einer Woche in Kalkutta fuhren wir für zwei Tage nach Varanasi.
Varanasi gilt als eine der ältesten Städte der Welt und für viele Hindus
ist sie die Wiege ihrer Religion, weswegen sie auch oft die "Heilige Stadt"
genannt wird. Als wir die Altstadt besichtigten, kam ich mir auch ein wenig ins
Mittelalter zurückversetzt vor, unglaublich enge Gassen, durch die man fast nur
seitlich gehen konnte, trotzdem sind links und rechts kleine Läden in die
Hauswände eingelassen, wo man z.B. Stahlwaren oder Gewürze kaufen kann.
Einmal kam mir auf solch einer Gasse eine Kuh entgegen und ich musste mich in
einen Torbogen flüchten, um sie vorbeizulassen. Kühe gelten in Indien als heilig,
deswegen laufen sie oft vollkommen frei herum. Dasselbe gilt für Affen, die
oft in Städten vorkommen. In Varanasi haben wir sie vor allem auf den Dächern
gesehen, von denen sie auf die Straße spähen, um etwas Essbares zu ergattern
oder einen sonstigen Gegenstand ihres Interesses.
Der Ganges verläuft genau durch Varanasi hindurch und seine Ufer sind mit
Treppen versehen, damit die Pilger ohne weiteres die Fluten erreichen
können, um sich darin spirituell und körperlich zu reinigen. Viele Hindus
pilgern im Alter nach Varanasi, um sich dort verbrennen zu lassen, wenn
sie gestorben sind. Die Asche wird dann dem Ganges übergeben.


Darjeeling
Die dritte Etappe führte uns nach Darjeeling. Dort herrschte auf Grund der
Höhe (2100m ü. NN) ein ganz anderes Klima, es war nicht mehr so drückend
warm wie in der Ebene. Die Landschaft um Darjeeling ist geprägt von den
Ausläufern des Himalaya und den vielen Teeplantagen. Darjeeling Tee gilt als
der Champagner unter den Tees.
Wir haben eine Teeplantage besichtigt, und natürlich einer Teeverkostung
beigewohnt. In Darjeeling gibt es das Himalayan Mountaineering Institute, das
von Sir Edmund Hillary und Tenzing Norgay gegründet wurde. Hier werden bis
heute Hochgebirgsträger für Himalayaexpeditionen ausgebildet und man kann
Kletterkurse buchen. Außerdem haben wir ein sehr interessantes Sozialprojekt
besucht, die Hayden Hall (www.haydenhall.org). Dort können Frauen arbeiten,
während ihre Kinder betreut werden. Der Erlös ihrer Arbeit kommt allein
ihnen zu Gute und es wurde erreicht, den Frauen Kreditwürdigkeit bei der State
Bank of India zu verschaffen. Das ist etwas sehr Besonderes, da Frauen aus
niedrigen sozialen Schichten in Indien keinen Besitz haben und auch
keine Kredite bekommen.


Schule
Die letzten eineinhalb Wochen verbrachten wir in einer Schule,
dem St. Josephs College (www.sursumcorda.org). Das College ist in ganz Indien
bekannt und gilt als sehr gute Schule. Es ist am nördlichsten Punkt von
Darjeeling gelegen. Deswegen heißt es auch Northpoint.
Das Schulsystem ist ganz anders als bei uns, etwa so wie in England, und viel
höflicher. Die Schüler stehen auf, wenn ein Lehrer den Raum betritt und wenn sie
Antworten geben. Daran mussten wir uns erst gewöhnen, was anfangs für einige
Belustigungen sorgte.


Heimfahrt Als die Heimfahrt anstand, freuten wir uns zwar auf zu Hause, aber
wir waren auch traurig dieses großartige Land so "schnell" wieder verlassen
zu müssen. Wir haben uns dort zu keiner Zeit in irgendeiner Art und Weise
unangenehm gefühlt. überall trat man uns interessiert und respektvoll entgegen.
Der allgegenwärtige Optimismus der Inder hat mich zutiefst beeindruckt. Diese
Reise hat bei uns allen eine Prägung hinterlassen und war eine Bereicherung
für unser Leben. Dafür sind wir sehr dankbar.