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Vietnam 2017


Vietnam. Als wir diesen Namen das erste Mal auf dem Bewerbungs-Flyer lasen, packte uns sofort das Reisefieber. Und so kam es, dass wir wenige Wochen später, an einem eisigen Tag im Dezember, halb erfroren im Rhododendron Park standen, um unser Bewerbungsvideo zu drehen. Nur mit dem vagen Gedanken an Vietnam, um uns warm und motiviert zu halten. Dass sich unser Einsatz wirklich ausgezahlt hatte, begriffen wir allmählich, als wir mit vollem Gepäck Mitte April am Hamburger Flughafen standen. Vor uns lagen zwei mal sechs Stunden Flug, mit einmal umsteigen in Dubai.

Im Vorhinein hatten wir beide Bücher gewälzt, Filme geschaut und kurz vor dem Abflug täglich den Wetterbericht von Ho-Chi-Minh City abgerufen. Letzterer zeigte selten etwas anderes als Temperaturen um 35ºC und abendliche Gewitter.

Doch all dies konnte uns nicht auf die Flut an Eindrücken vorbereiten, die uns erwartete, als wir endlich das Flughafengebäude in Ho-Chi-Minh City verließen.

Obwohl es schon längst dunkel war, schlug uns eine drückende Hitze entgegen, während sich auf der Straße ein Hupkonzert erhob.

An dieses Geräusch sollten wir uns schon bald gewöhnen, denn es begleitet einen in Ho-Chi-Minh City überall hin, wo es irgendwie möglich ist, mit einem Moped durch die schmalen Gassen zu fahren.

Kurze Zeit später wurden wir dann auch schon in unserem zwischenzeitlichen Zuhause herzlich willkommen geheißen. Die vier Wochen verbrachten wir gemeinsam mit unserer wunderbaren Gastfamilie, Thomas und Cornelia, Gastschwester Louisa und natürlich Titus, dem Hund der Familie.


Ho-Chi-Minh City

Unseren Aufenthalt verbrachten wir größten Teils in Ho-Chi-Minh City, ehemaliges Saigon. Die Stadt liegt ganz im Süden Vietnams und hat über Achtmillionen Einwohner. Das konnten wir auch gleich spüren, als uns von unserem Gastvater in den ersten Tagen eine kleine Stadtführung durch District 1 gegeben wurde. Wo man auch hinschaute, befanden sich Menschen auf den Straßen, ob in kleinen Straßencafés oder auf einem der unzähligen Mopeds.

Was uns schon zu Beginn am meisten auffiel waren die vielen Baustellen, die sich durch die ganze Stadt zogen. Überall entstehen neue Häuser und Straßen und ganze Stadtteile werden dort, wo sich früher alte Kolonialbauten, kleine Hütten oder einfach nur Brachland befanden, in die Luft gezogen. Vietnam befindet sich im Wandel und wir sind uns nicht sicher, ob das Saigon, dass wir kennen lernen durften, in einigen Jahren noch so existiert.


Politik

Vietnam ist ein kommunistisches Land, das sich jedoch, ähnlich wie China, geöffnet hat. Trotzdem ist der Kommunismus immer noch präsent. Besonders zu der Zeit unseres Aufenthaltes konnte man Vietnams Nationalstolz deutlich spüren. Am 30. April wird der Sieg Nordvietnams über die Amerikaner gefeiert. Dieser Tag ist einer der wenigen Feiertage in Vietnam. An nahezu jedem Mast und Laternenpfahl wurden schon Tage vorher lange Banner mit der vietnamesischen Flagge befestigt. Der Unterschied zwischen dem Norden und Süden war jedoch auch hier deutlich zu spüren. Während die Vorbereitungen in Hanoi schon eine Woche vor den Feierlichkeiten weit voran geschritten waren und zahlreiche Leute mit der vietnamesischen Flagge bedruckte T-Shirts trugen, wurden die Flaggen in Ho-Chi-Minh erst wenige Tage vorher gehisst.


Land und Leute

Wie bereits erwähnt befindet sich Vietnam im Wandel. Das merkt man nicht nur optisch an den vielen Neubauten, sondern auch an der gesamten Mentalität der Vietnamesen. Überall scheint eine ständige Geschäftigkeit zu herrschen. Das Leben beginnt hier um vier Uhr morgens und hört erst spät abends langsam auf. Das hat zwangsläufig zur Folge, dass viele Vietnamesen zur Mittagszeit schläfrig werden, was besonders bei Taxifahrern zu einem Problem werden kann.

Für uns war es außerdem eine sehr angenehme Erfahrung, dass wir uns in Vietnam auch abends überall sehr sicher gefühlt haben. Überall begegnete man hilfsbereiten Menschen, da sich die Straßen bei Anbruch der Dämmerung auf einmal mit noch mehr Mopeds und Menschen füllten, als sie dies tagsüber schon waren.


Essen

Wir waren von dem Essen in Vietnam begeistert. Dieses zeichnet sich vor allem durch seine extreme Frische aus. Auf den Märkten kann man Obst und Gemüse in allen Formen und Farben kaufen, so wie zahlreiche Meerestiere.

Diese Vielfalt spiegelt sich auch in der vietnamesischen Küche wieder, die zum Glück auch für unseren europäischen Gaumen nicht unangenehm scharf war. Nach einiger Zeit konnten wir zudem auch das Essen mit Stäbchen erfolgreich meistern.


Fabriken

Von unserem Gastvater wurde uns ein umfangreiches Programm für unseren Aufenthalt in Ho-Chi-Minh City zusammengestellt. Dadurch hatten wir die Möglichkeit zahlreiche Personen kennen zu lernen, die aus verschiedensten Gründen in Vietnam leben und arbeiten. In diesem Rahmen hatten wir die Möglichkeit, Einblicke in einige Fabriken und Firmen zu erhalten. Dabei reichte die Auswahl von Textilfabriken bis zu einem IT Dienstleister. Für uns waren vor allem die Textilfabriken spannend, die uns einen einmaligen Einblick in die Arbeitswelt eines normalen, ungelernten, vietnamesischen Arbeiters ermöglichten.


Hanoi

Zusammen mit unserem Gastvater und Louisa flogen wir für zwei Tage nach Hanoi, der Hauptstadt Vietnams. Diese liegt im Norden, wodurch man einen deutlichen Klimaunterschied spüren konnte.

Der Samstagmorgen startete mit einer großzügigen Rikschatour durch Zentral-Hanoi. Von diesen gibt es noch zahlreiche in Hanoi, in Ho-Chi-Minh-City sind sie nur ein weiteres Opfer der Modernisierung. Zwei sehr freundliche und geschäftstüchtige Fahrer fuhren uns fast drei Stunden von einer Sehenswürdigkeit zur nächsten und wiesen uns im gebrochenen Englisch eifrig auf mögliche Fotomotive hin. Nachdem wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten, wie das Ho-Chi-Minh Mausoleum und den Literaturtempel besucht hatten, ging es am Abend schließlich zu Fuß weiter durch die schmalen Gassen der Innenstadt. Dort gab es überall etwas zu entdecken, während wir uns von dem unaufhaltsamen Strom von Menschen und Mopeds treiben ließen. Für uns war es besonders auffällig, dass es in Hanoi anscheinend immer noch üblich ist, dass sich in einer Straße die gleichen Geschäfte befinden.

Uns hat Hanoi sehr gefallen, trotzdem waren wir irgendwie froh wieder zurück nach Ho-Chi-Minh City zu fliegen, da sich diese Stadt trotz der kurzen Zeit schon ein bisschen wie Zuhause anfühlte.


Hoi An

Unser zweiter Ausflug führte uns nach Hoi An. Die kleine Stadt liegt in Zentralvietnam, nahe der Küste. Mit dem Flugzeug flogen wir zuerst es nach Da Nang, von dort ging es in einem kleinem Bus weiter nach Hoi An.

Hoi An ist bekannt für seine gut erhaltenen kleinen Gassen, aus der Zeit, als die Stadt noch ein wichtiges Handelszentrum der Chinesen und Japaner war. Trotz seiner geringen Größe zieht sie deswegen zahlreiche Touristen an. Da wir am frühen Abend ankamen, konnten wir uns gleich in das Gewimmel stürzen. Am Abend sind die Gassen schließlich am schönsten, dann leuchten tausende Lampions, die in der ganzen Stadt verteilt sind, in bunten Farben. Währenddessen laden etliche kleine Restaurants, Straßenstände und schmale Läden zum Verweilen ein.

Am nächsten Morgen ging es allerdings schon wieder pünktlich los. Mit dem Fahrrad fuhren wir durch die Dörfer und über Straßen, auf denen der frische Reis in der Sonne trocknete. Unser Ziel war der Strand, den wir nach einigem Suchen schließlich auch fanden. Nach drei Wochen in Ho-Chi-Minh City, genossen wir die Ruhe und waren beinahe ein bisschen traurig, als wir Hoi An am nächsten Tag schon wieder verlassen mussten.


Anremaisen

Besonders beeindruckt hat uns unser zweitägiger Aufenthalt in der Anremaisen Berufsschule. Hierbei handelt es sich um eine Hotelfachschule nach deutschem Ausbildungsstandard, die vietnamesischen Jugendlichen aus einkommensschwachen Familien die Möglichkeit auf eine gute Ausbildung bietet. Gegründet wurde die Schule vor drei Jahren von Francis van Hoi. Heute lernen Schüler aus drei Jahrgängen Kochen, Backen und das Bedienen von Gästen. Während der zwei Tage durften wir am Unterricht teilnehmen, uns mit den Schülern unterhalten und in der Küche und Bäckerei des schuleigenen Restaurants mithelfen.


Abschiedi

Das Ende kam viel zu schnell. Die vier Wochen waren voll an neuen Eindrücken und jeden Tag gab es etwas zu erleben. Nach zwei Wochen hatten wir uns auch langsam an das Klima gewöhnt, so dass wir am letzten Wochenende mit der ganzen Familie sogar noch eine lange Radtour durch die verschiedenen Bezirke Ho-Chi-Minh Citys machen konnten. Etwas, was wir uns bei unserer Ankunft niemals hätten vorstellen können. Doch nicht nur an das Klima hatte man sich schnell gewöhnt, auch unsere Gastfamilie hat uns von Anfang an das Gefühl gegeben, ein Teil von ihr zu sein. So kam es, dass uns der Abschied vollkommen unerwartet traf. In einem Moment stand man noch winkend am Flughafen und dann näherte sich unser Flugzeug auch schon wieder Hamburg.

Doch die Erinnerungen an diese unvergesslichen Wochen werden wir von nun an mit uns tragen, etwas wofür wir allen unglaublich dankbar sind, im besonderen natürlich dem OAV und unserer wunderbaren Gastfamilie. Danke!

Weitere Eindrücke und Fotos von unserer Reise: www.bremen-goes-vietnam.com