Mood-Stipendium
ERFAHRUNGSBERICHTE
Berichte von bisherigen Gewinnern



















































Singapur 2004 - Nane & Charlotte


Im Dezember 2003 bekamen Nane und ich die freudige Nachricht:
Wir hatten gewonnen. Was wir gewonnen hatten?
Eine Reise nach Singapur, verbunden mit einem Aufenthalt von einem Monat
in einer dortigen Gastfamilie. Bald hatten wir ein Gespräch mit Herrn Vollers,
dem Vorsitzenden des Ostasiatischen Vereins (OAV), der mit uns
alle Details besprach. Im Mai ging die Reise dann los. Wir konnten beide nicht
recht glauben, dass wir nach Asien bzw. Singapur fahren durften, doch als dann
schließlich das Flugzeug in Bremen abhob war klar, dass die ganze
Aktion kein Scherz war!


Empfang in Singapur
Am Flughafen wurden wir von unserer Gastfamilie in Empfang genommen.
Shera, unsere Gastmutter, war eine nette, aufgeschlossene und
fröhliche Frau malaysischer Abstammung und begrüßte uns herzlich.
Mit dabei waren auch ihre drei Söhne, unsere zukünftigen Gastbrüder.
Zuerst fuhren wir "nach Hause", in ein schönes, sehr geräumiges Haus
etwas außerhalb der Stadt. Wir hatten hier unser eigenes Zimmer und Bad.
In dem Haus wohnten außerdem Hans, unser Gastvater und gebürtiger
Hamburger und das Hausmädchen. Familien, die es sich leisten können, haben
in Singapur häufig solche "house maids", woran wir uns nur schwer
gewöhnen konnten.


"unglaubliche Eindrücke"
Nachdem wir am ersten Tag zunächst richtig ankommen mussten, hatten wir
in den kommenden Wochen die Möglichkeit, die Stadt auf eigene
Faust zu entdecken und wussten dabei kaum, wo wir anfangen sollten.
Die Stadt war gleichzeitig erschlagend und aufregend. Die ersten Eindrücke
waren unüberschaubar viele, breite Autobahnen ("Highways") die sich um das
Zentrum herum in die Vororte schlangen und Hochhaussiedlungen, die das
Stadtbild prägten. Berühmt und faszinierend natürlich die große Orchard Road
im "Herzen" Singapurs, wo sich Nobel-Kaufhäuser mit allen international
bekannten Marken mit Billig-Shopping-Centern abwechselten. Ungewohnt waren
auch die Massen von Menschen überall: viele Touristen, die sich die
Sehenswürdigkeit der Innenstadt ansahen oder zum Einkaufen da waren,
Geschäftsleute auf dem Weg von oder zur Arbeit, und vor allem viele junge,
sehr modern und individualistisch gekleidete Asiaten. Wir beide kamen uns
in dem Trubel oft etwas überfordert vor und genossen es, uns manchmal einfach
an den Straßenrand zu setzen und den Strom an uns vorbeitreiben zu lassen.


Sauberkeit und Gesetze
Auffällig war die extreme Sauberkeit in einer solchen Großstadt.
Zu Begründen ist dies unter anderen mit der Vielzahl von Regeln und
Verboten in dem kleinen Stadtstaat. So darf man zum Beispiel keine
Kaugummis auf die Straße werfen oder Durians, eine in der Region verbreitete,
aber unangenehm riechende Frucht in die U-Bahn mitnehmen. Zwischen den
hochmodernen Wolkenkratzern und großen Straßen Singapurs gibt es auch sehr
gepflegte Grünflächen mit tropischen Pflanzen. Trotzdem überwiegt der Eindruck
einer sehr technisierten, niemals ruhenden Stadt.


Sehnswürdigkeiten
Im wundervollen, kunstvoll angelegten Orchideengarten konnten wir diese Hektik
für einige Zeit hinter uns lassen. Im "Bukith Timah Natural Reserve", einem
kleinen Stück Regenwald inmitten der Stadt, fühlten wir uns für einige
Stunden in den Dschungel versetzt. Ansonsten haben wir natürlich die
bekannten Sehenswürdigkeiten angeschaut, die zum Teil von Singapurs Zeit
als britische Kolonie zeugen. Mit Hilfe unserer Familie konnten wir auch
einen Einblick ins Alltagsleben bekommen, wenn auch nur von einer ganz
bestimmten Gesellschaftsgruppe. Sogar die deutsche Schule konnten wir
einige Tage besuchen.
Besonders interessant fanden wir die bunte Zusammensetzung von Kulturen und
Religionen in Singapur, die in Arab Street, Little India und Chinatown
sichtbar wurden. Hier unternahmen wir Tagestouren in die unterschiedlichen
Tempel und Moscheen und sammelten dabei vielfältige Eindrücke.


Malaysia
Sehr wichtig für uns und vor allem als Gegensatz zur hektischen Großstadt war
unser 5-tägiger Aufenthalt in Malaysia, bei Verwandten unserer Gastmutter, und
ein Erholungs-Strandwochenende auf der indonesischen Touristeninsel Bintan.
In Malaysia besuchten wir zuerst Sheras Schwester Rita, die mit Mann und
Kindern in eher ärmlichen Verhältnissen in einer kleinen Siedlung vor
Kuching wohnt. Sie war unglaublich herzlich und offen und ist uns in den wenigen
Tagen schon ans Herz gewachsen. Mit ihr tauchten wir ein in die chaotische
Innenstadt Kuchings, schlenderten über Märkte, besichtigten historische
Stätten und durften sie zu einem nächtlichen Kampfkunsttraining mitten im
Dschungel begleiten. Dann reisten wir weiter nach Sarawak, wo wir bei
Sheras Mutter in einem traditionellen Stelzenhaus über einem Fluss wohnten.
In ähnlichen, nur größeren Stelzenhäusern leben Malaysier in der Gegend auch
heute noch, traditionell mit Stammeshäuptlingen und Schrumpfköpfen an
der Decke. Denn obwohl Malaysia ein muslimisches Land ist, ist die
Voodoo-Kultur noch sehr verbreitet und dient immer wieder gern für
spannende und gruselige Geschichten. In Malaysia waren wir als Europäerinnen
sehr auffällig und wurden ungewohnt neugierig und interessiert betrachtet.
Diese Tage bildeten einen eindrucksvollen Gegensatz zu dem
Großstadtleben in Singapur.


Zurück in den Schulalltag
Nach 4 Wochen, die viel zu kurz waren, um alles zu sehen und zu machen,
gleichzeitig mit all den neuen Eindrücken jeden Tag, dem knappen Zeitplan
und dem tropischen Klima sehr anstrengend, mussten wir also wieder abreisen.
In Deutschland dem normalen Schulalltag wieder zu folgen und das Bremer
Wetter zu ertragen, war am Anfang nicht ganz leicht. Trotzdem waren
wir natürlich glücklich unsere Freunde und Familien wieder zu sehen und
hatten ja auch unglaublich viel zu erzählen von unserer Reise nach Singapur.